Hauptinhalt

FAQs: Best of … Zerreißprobe Pubertät

Hilfe, Pubertät!? Was bewegt meinen Teenager jetzt? Wie gehe ich mit Konflikten um? Wie komme ich wieder an mein Kind heran, wie stärke ich sein/ihr hormongebeuteltes Ich? Und: Wo finde ich Unterstützung? Hier finden Sie FAQs aus unserem Web-Coaching rund um die Pubertät: wichtige Elternfragen – und die Profi-Antworten.

Wie beginnt die Pubertät – und wie geht’s weiter?

Die Vorpubertät ist nicht fix definiert. Viele Eltern bemerken in den letzten zwei Grundschuljahren erste Anzeichen zum Beispiel von Stimmungsschwankungen oder deutlichem Bewegungsdrang, die sie erst in der Pubertät erwartet hätten. Bei anderen Kindern deutet sich die Pubertät nicht so klar an. 

Häufig beginnt es in dieser Zeit, dass die Interessen sehr auseinander gehen und viele Kinder ihre Aufmerksamkeit auf ihre Freunde lenken. Das ist häufig für Eltern etwas ganz Neues, gerade wenn die Beziehung vorher so eng war. Wichtig ist jetzt: Die Veränderung zunächst einmal „aushalten“ – und überlegen, wie Sie die neue Phase gestalten können. Entwickeln Sie zum Beispiel gemeinsam mit Ihrem Kind neue Aktivitäten, die besser zu seinem Alter passen. Ihre Kinder brauchen Sie weiterhin! 

Das ist bei jedem Kind anders und meist nicht mit einer einzelnen Phase abgeschlossen. Abnabelung bedeutet in den allermeisten Fällen keinen klaren Schnitt. Meist gestaltet sich die Beziehung langsam um, bis zu einer erwachsenen Eltern-Kind-Beziehung. 

Wie umgehen mit Streit & Konflikten?

Puh, da sind Sie in einer sehr anstrengenden Phase gelandet. Ein erster wichtiger Schritt könnte sein, einen Blick auf die eigene Wut und den Ärger zu werfen. Tun Sie sich selbst etwas Gutes, um wieder zur Ruhe zu kommen. Im zweiten Schritt lohnt es sich, weniger auf das Brüllen zu hören, sondern darauf zu schauen, welche Bedürfnisse Ihr Sohn hat. Die meisten Kinder und Jugendlichen sehnen sich weiterhin nach einer guten Beziehung zu ihren Eltern, auch wenn es manchmal wie das Gegenteil erscheint. 

Ja, diese Zeit ist besonders anstrengend für Eltern. Ihr Kind braucht Sie trotzdem. Suchen Sie nach Gelegenheiten, um mit Ihrem Kind in Kontakt treten können (zum Beispiel beim Abendessen). Überlegen Sie mit ihm, wie Sie gemeinsame Zeit gestalten möchten. Suchen Sie nach etwas, was beide gut finden und machen Sie klar, dass Sie dieses Miteinander auch schätzen und brauchen. 

Diese unterschiedlichen Interessen auszubalancieren, ist oft gar nicht so einfach. Gerade wenn es darum geht, dass Eltern auch eine romantische Beziehung haben, sind Jugendliche sehr empfindsam (und diese Empfindsamkeit sollte man als Eltern auch achten). Natürlich dürfen Eltern aber auch eigene Interessen haben. Darüber müssen Sie nicht diskutieren – oder gar eine Erlaubnis einholen! Lassen Sie sich also nicht auf solche Diskussionen ein. 

Wenn Sie bei einem Konflikt sofort reagieren, geschieht oft Folgendes: Die Worte fliegen hin und her und keiner hat Zeit, darüber nachzudenken, was sie/er eigentlich sagen möchte.  

Die STOP-Methode bietet eine Alternative. So funktioniert STOP: 

  • S(tep back). Sagen Sie: Warte, ich brauche kurz Zeit. 
  • T(ief) durchatmen.  
  • O(bserve). Beobachten Sie sich innerlich: Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, was geht in Ihnen vor? 
  • P(roceed). Entscheiden Sie, was Sie sagen/tun möchten. 

Hilfe, mein Kind ist genervt, ignoriert mich!

Ja, das kommt vor in der Pubertät. Die Kinder orientieren sich zunehmend nach außen, die Gleichaltrigen werden wichtiger. Das kann schmerzhaft sein für Eltern. Vielleicht gibt es etwas, was Sie früher gerne gemeinsam gemacht haben und woran Sie anknüpfen können? Machen Sie in jedem Fall auch deutlich, dass Ihnen die gemeinsame Zeit wichtig ist.

Ja, da kann man sich als Mama schon Sorgen machen. Versuchen Sie doch mal, das Bedürfnis hinter seinem Verhalten zu erkennen. Gehen Sie in Kontakt mit ihm. Dazu eignet sich eine Aktivität, die er gerne macht (Kino, Essen gehen). Erkundigen Sie sich, wie es ihm geht.

Das verstehe ich gut, das ist keine angenehme Situation. Überlegen Sie einmal mit dem Papa, was da bei Ihrem Sohn ablaufen könnte: Wann genau löst er einen Konflikt aus? Was ärgert ihn?

Achten Sie auch mal darauf, wie Sie Ihre Rollen als Eltern aufteilen, wer „immer" erlaubt, wer „immer“ verbietet. Vielleicht kann der Papa mal

  • bewusst den „Erlauben"-Teil übernehmen oder weniger schimpfen und
  • gemeinsam mit dem Sohn überlegen, wie sie gute Zeiten erleben können, die ihre Beziehung stärken.

Können Sie sich an solche Zeiten in Ihrer eigenen Jugend erinnern – oder vielleicht der andere Elternteil? Was hat Ihnen damals geholfen? Oft kann man die Erfahrungen, Probleme und Bedürfnisse aus der eigenen Jugendzeit gut nutzen, um neue Wege im Umgang mit den eigenen Kindern zu entdecken.

Ja, solche Sprüche können verletzen! Aber aus Sicht von Jugendlichen nerven Eltern eben manchmal. Nehmen Sie es mit Humor und versuchen Sie sich in seine Lage zu versetzen. Was genau könnte ihn nerven?

So blöd das klingt: Dass er überall sonst freundlich ist, zeigt, wie viel Gutes er von Ihnen gelernt hat. Doch sich „draußen“ immer zusammenzureißen und nett zu sein, keine schlechten Gefühle rauszulassen, strengt auch an. Deshalb kommt meist zu Hause alles raus.

Überlegen Sie, wie Sie selbst Ihre Pubertät erlebt haben und was Ihnen geholfen hat. Möglicherweise erleben Sie selbst auch heute noch Momente, in denen alles „Scheiße“ ist. Was hilft Ihnen? Was könnte Ihrem Sohn helfen?

Ein möglicher erster Schritt: Schauen Sie, was Ihnen guttut und wo Sie Kraft tanken können (inklusive kurzer oder längerer Auszeiten). Ohne Zeit für sich selbst überlebt man nicht gut.

Als zweiten Schritt sollten Sie einmal für sich überlegen: Kann es sein, dass Sie Ihr Kind zwar 1.000-mal bitten, etwas zu tun – aber die Dinge dann doch selbst erledigen, wenn es Ihre Bitten ignoriert? So lernen viele Kinder, dass es sich lohnt, „auf Durchzug zu schalten“.

Welche Grenzen sind wichtig, was sollte ich erlauben?

Das ist natürlich zu spät. Schauen Sie doch mal mit Ihrer Tochter gemeinsam nach, was der Gesetzgeber erlaubt. Sie als Mutter dürfen im Sinne der Fürsorge die Uhrzeit begrenzen.

Tipp: Bei uns auf BAER.bayern.de finden Sie alle wichtigen und nützlichen Infos, Regeln und Tipps rund um die Ausgehzeiten!

Reden Sie mit Ihrer Tochter und machen Sie ihr klar, dass solche Partys nicht ohne Erlaubnis laufen! Sie können sich gesprächsbereit erklären und gemeinsam überlegen, was erlaubt ist und womit Sie einverstanden wären.

Nun ja. Das eigene Zimmer ist wichtig und Privatsphäre ist zu achten. Aber Sie als Mutter oder Vater müssen sich nicht alles gefallen lassen. Schließlich sind Sie eine Gemeinschaft, in der alle aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Vielleicht können Sie gemeinsam als Familie besprechen, welche Bedürfnisse jede bzw. jeder Einzelne hat und wie ein Zusammenleben gestaltet werden kann, mit dem alle glücklich sind.

Wenn es ums Handy geht, sind gemeinsame Verhandlungen ganz wichtig: Was ist festgeschrieben – wo können Sie Kompromisse vereinbaren?

Fragen Sie Ihre Tochter: Wo verdient sie aus ihrer Sicht mehr Freiraum? Unter welchen Bedingungen könnten Sie ihr entgegenkommen?

Ich würde nicht sagen, dass sich beides ausschließt:

  • Beim Aushalten geht es viel darum, zu verstehen, dass schlechte Gefühle, Ärger und Streit dazugehören –  und dass man als Mutter oder Vater, ein bisschen wie ein Container, den Jugendlichen im Ganzen aushält, auch wenn es schwierig wird.
  • Deswegen muss man sich aber nicht alles gefallen lassen: „Halt!“ zu sagen ist sehr wichtig und sinnvoll, um die eigenen Grenzen deutlich zu machen und zu vermitteln, dass zum Zusammenleben auch das Befolgen von Regeln gehört. Einige Regeln können Sie auch gemeinsam mit Ihrem Kind aushandeln.

Keine Lust (auf gar nichts) ...

Ja, das ist leider so! Die Interessen der Teenager verändern sich. Es ist für sie wichtig, mit den Gleichaltrigen mitzuhalten – die Schule rückt da manchmal in den Hintergrund. Das Bedürfnis nach Autonomie (= Selbstständigkeit, Unabhängigkeit) wächst, die Jugendlichen wollen sich ausprobieren, es geht viel um die Entwicklung der eigenen Identität.

Manchmal hilft es, sich an seine eigene Jugend zu erinnern. Suchen Sie den Kontakt zu Ihrer Tochter, zeigen Sie Interesse an den Themen, die sie beschäftigen. Überlegen Sie gemeinsam, wie Ihre Tochter ihre Interessen UND ihre Verpflichtungen (zum Beispiel Lernen), in ihrem Tagesablauf unterbringen kann.

Gibt es Momente, in denen Sie ihn erreichen, in Ruhe mit ihm reden können? Fragen Sie ihn, wie es ihm in der Schule geht, was ihn da stresst.

Die Schule ist für viele Kinder und gerade Jugendliche sehr anstrengend, ein „notwendiges Übel". Vielleicht kennen Sie diese Zeiten aus Ihrer eigenen Jugendzeit? Wenn ja, dann überlegen Sie zum Beispiel: Wie habe ich es damals geschafft, mich aufzuraffen? Wer oder was hat mir dabei geholfen?

Im Laufe der Entwicklung verändert sich vieles, auch Hobbys und Interessen. Ich kann ihre Sorge verstehen. Vielleicht können Sie gemeinsam überlegen, was Ihnen beiden Spaß macht; so kommen Sie in Bewegung UND in Kontakt mit Ihrem Sohn. Erkundigen Sie sich bei ihm was genau ihn so stresst, was ihn beschäftigt.

Man kann Kinder sehr unterschiedlich in den Haushalt einbinden. Wichtig ist, dass Ihr Sohn sich nicht durch Diskussionen vor den Aufgaben drücken kann – denn sonst lernt er, dass es sich lohnt, „nervig zu sein“. Machen Sie klar: Was getan werden muss, wird erledigt. Gleichzeitig sollten Sie mit ihm über die Aufgaben verhandeln. Wann muss er mithelfen, was darf er selbst entscheiden? Aber das, was besprochen wird, sollte ohne Diskussionen getan werden.

Was macht Ihr Sohn denn am Tablet? Suchen Sie den Kontakt mit ihm, interessieren Sie sich dafür, was er tut. Wenn Sie merken, dass er gar keine Kontakte hat (auch keine digitalen übers Tablet, beim gemeinsamen Zocken oder so), können Sie gerne einmal in der Erziehungsberatung vor Ort anklopfen.

Ich mache mir Sorgen!

So etwas kann Eltern erschrecken. Suchen Sie das Gespräch mit Ihr. Oft hilft es, solche Gespräche eher nebenbei zu führen, während eines gemeinsamen Spaziergangs oder auf den Weg ins Kino. Erkundigen Sie sich, wie es ihr geht, lassen Sie sich von ihren Peers (= Freundeskreis, Umfeld) erzählen.

Das klingt wirklich besorgniserregend. Ihr Sohn scheint seine eigenen Grenzen stark auszutesten und zu überschreiten. Vielleicht wäre es gut, wenn Sie sich Unterstützung von außen holen – zum Beispiel in einer Erziehungsberatungsstelle.

In der Pubertät verändert sich der Fokus. Die Jugendlichen suchen zunehmend den Kontakt nach außen, Themen wie Sexualität und Liebe werden interessant. Auch wenn das Thema Sexualität für Ihren Sohn zurzeit sehr wichtig ist: Machen Sie ihm klar, dass Sie respektloses Verhalten nicht dulden. Suchen Sie den Kontakt zu ihm, versuchen Sie herauszufinden: Was bewegt ihn? Ist er vielleicht unsicher – und will das mit Respektlosigkeit überspielen? Sie können sich auch Unterstützung in einer Erziehungsberatungsstelle holen.

Auch das bringt die Pubertät mit sich. Manchmal ziehen sich die Jugendlichen zurück, haben ein erhöhtes Ruhebedürfnis. Bleiben Sie mit Ihrem Sohn in Kontakt: Sprechen Sie mit ihm, um herauszufinden, wie es ihm geht.

Gehen Sie in einer ruhigen Situation noch einmal auf Ihre Tochter zu und sagen Sie ihr, dass sie mit dem Lügen vieles noch schlimmer macht. Vermutlich möchte sie vermeiden, geschimpft zu werden. Aber schön wäre es doch, Sie könnten gemeinsam aushandeln, wo Ihre Tochter einen Vertrauensvorschuss braucht und was sie dafür tun muss. Vertrauen kann man nur schenken. Ansonsten kann so etwas auch in einer Beratungsstelle gemeinsam besprochen werden.

Manche Veränderungen sind für Eltern nur schwer nachvollziehbar! Das ist so. Versuchen Sie, es mit Humor zu nehmen, wahrscheinlich wird es auch wieder anders werden.

Kontakte verbieten: Das solte auf keinen Fall der erste Schritt sein. Fragen Sie Ihren Sohn lieber, was ihm an dem Kontakt guttut, und machen Sie ihm gleichzeitig klar, dass Abwertungen nicht okay sind. Seien Sie hier ein Vorbild für Ihren Sohn. Zeigen Sie ihm, was Sie an ihm mögen und leben Sie ihm vor, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss. Überlegen Sie gemeinsam, wie es geht, dass man sich wehrt und dass es ganz normal ist, dass einen nicht alle mögen.

Da macht man sich natürlich Sorgen als Mutter. Wissen Sie, wann Ihre Tochter sich verändert hat? Und gibt es etwas, das Ihre Tochter richtig gut kann und/oder wirklich gerne macht? Suchen Sie gemeinsam Aktivitäten, die ihr Spaß machen könnten. Sprechen Sie mit ihr: Sagen Sie ihr, dass Sie diese Veränderungen wahrnehmen und sich Sorgen machen. Vielleicht spürt ihre Tochter großen Druck oder tut sich selber schwer mit den Veränderungen (Pubertät).

Geschwister in der Pubertät

Ja, das ist bestimmt herausfordernd. Vielleicht wäre es gut, sich an eine örtliche Erziehungsberatungsstelle zu wenden. Manchmal kann es wirklich hilfreich sein, sich Unterstützung von außen zu holen, wenn man selber nicht mehr weiterweiß.

Möglicherweise hilft es, wenn Sie sich zunächst an Ihre eigene Jugendzeit erinnern und den kleineren Geschwistern „übersetzen", wie es dem größeren gerade geht. Nutzen Sie gemeinsame Zeiten wie Mahlzeiten, um zu überlegen, ob Sie mal wieder gemeinsam einen Film ansehen oder anderen Aktivitäten nachgehen, die Ihr Sohn früher mochte.